Iquitos
Ein neues Land. Nach 3 ganzen Monaten und unzähligen Erlebnissen und Abenteuern bin ich endlich nach einer erneuten 7-tägigen Bootsfahrt in Peru angekommen.
Zuerst einmal in der kleinen Stadt Leticia. Dort sind die Grenzen von Brasilien, Peru und Kolumbien. Nach nur einem Tag ging es weiter, wieder mit dem Boot, bis nach Iquitos.
Es ist ungewohnt nach so langer Zeit auf dem Amazonas wieder in einer Stadt zu sein. In einer Stadt voller leben. Iquitos ist voller Gewusel aus Menschen, Märkten, Gerüchen, Geräuschen, Hunden und jeder Menge Müll.
Spätestens als wir über den täglichen Markt gehen, auf dem Hühnchen und Fisch in der tropischen Regenwaldsonne, umringt von Fliegen, zum Verkauf angeboten werden, stelle ich fest, dass dies der dreckigste Ort ist, an dem ich je gewesen bin.
So leid es mir tut, aber der erste Eindruck von Peru war nicht so schön.
Nun geht es zum Hafen. Wir wollen ein Ticket kaufen. Wir, das sind Alex und ich. Alex reist gemeinsam mit seiner Freundin Vivian durch Südamerika. Alex und ich machen uns also auf, um zum Hafen zu gehen. Vivian kann nicht mit, denn sie aß gestern ein Eibrot auf erwähntem Markt und hat sich nun den Magen verdorben.
Ich kann es kaum glauben aber der Hafen… also wir laufen auf Müll. Oben frischer Müll, größtenteils Gemüse und Obst, die unteren Schichten sind schon verrottet. Das alles auf einer Grundlage aus Sandboden. Dazu tropische Hitze und gestern hat es geregnet. Wer nicht selber schonmal so etwas gesehen hat, kann sich diesen säuerlich bitteren Geruch kaum vorstellen. Zum Glück habe ich Flip-Flops an. Ist zwar ekelig aber meine Füße kann ich leichter reinigen, als meine Schuhe.
Nun gehen wir von Boot zu Boot und versuchen eines zu finden, welches uns mit nach Lagunas nimmt. Um auf das erste Boot zu kommen, klettern wir erstmal auf die Ladefläche eines LKW um von hieraus über ein Holzbrett auf das Boot zu klettern. Keinen Erfolg bei diesem Boot. Um zum nächsten zu kommen, klettern wir über die Reling. Diese Boot fährt morgen um 5 los und würde uns mitnehmen. Zahlen tun wir dann morgen. Schnell zurück zum Hostel und duschen.
Fortbewegungsmittel Nummer 1 hier ist übrigens das Mototaxi oder auch Tuktuk. Es macht mir super viel Spaß damit zu fahren und dank des Chaos auf den Straßen, fühle ich mich wie bei Mario Kart.
Die letzten Kilometer auf dem Amazonas
Und am nächsten Tag geht es erneut aufs Boot. Hängematten aufhängen und „Hallo Zuhause“ für die nächsten Tage. Ich Reise gemeinsam mit Alex und Vivi.
Ich freue mich über die Gesellschaft aber um ehrlich zu sein geht es mir im Moment nicht gut. Die ganzen Bootfahrten der letzten Wochen, waren doch sehr anstrengend. Auch ohne Wellen, die ständige Bewegung und Lautstärke hat dafür gesorgt, dass mir seit Tagen übel ist. Dazu der Müllgeruch in Iquitos. Unser Boot sieht nicht besser aus. Ich möchte euch hier kein Bild von den Toiletten zeigen, denn ich möchte ja, dass ihr noch weiter lesen wollt aber ich sag’s euch: Metalltoiletten in einer Metallkabine. Komplett schwarz, weil noch NIE geputzt. Der Geruch wie im Schweinestall. Zum duschen muss man das Wasser vom Spülkasten der Toilette an der Decke der Kabine öffnen und anstatt, dass es dann in die Toilette fließt, kann man damit duschen. Wir beschließen alle, dass es wohl sauberer ist, wenn wir nicht duschen.
Warum nehme ich wieder ein Boot? Von Iquitos aus kann man super oft und günstig in die Hauptstadt Perus, nach Lima fliegen. Aber ich habe schon so viel Strecke zurück gelegt, dass ich beinahe den ganzen Amazonas aufwärts beschifft habe und das will ich jetzt auch zu Ende bringen und schaffe es tatsächlich.
Über 7.000 Km, wenn ich es zusammen zähle 3 Wochen, habe ich auf Booten in Hängematten gelebt und bin den ganzen Amazonas hochgefahren. Ich bin super stolz :) das war nie mein Plan, nie meine Idee aber solche tollen Sachen ergeben sich, weil ich so frei bin.
Nach einigen Tagen Karten spielen, Musik und Podcast hören, Netflix gucken sind wir in Lagunas angekommen. Dort ist es aber eher bescheiden und viel zu heiß. Ich will einfach raus aus Hitze und Staub und brauche nach nun 14 Wochen im Dschungel endlich mal ein anderes Klima.
Noch ein einziges Boot und ich bin in Tarapoto angekommen.
Tarapoto
Tarapoto liegt zwar noch immer im Dschungel aber ich habe es erstmal geschafft mit den Booten. Der Preis dafür ist, das mir dauernd übel ist. Ich habe gar keinen Appetit und mein Magen möchte auch gar keine Nahrung lange in sich behalten. Also gönne ich mir ein Hotelzimmer und verbringe mit Vivi und Alex einige entspannte Tage in der Stadt.
Bevor mein Flug (juhuuuu) nach Lima geht, lerne ich noch Victor kennen. Mit seinem Motorrad nimmt er mich mit, zeigt mir die Stadt und die umliegenden Dörfer.
Huaraz
Dann gehts los. Endlich kühleres Klima. Über 3 Monate hatte ich nun feuchte 30 grad. In Lima ist der südamerikanische Winter voll im Gange. 16 grad und bewölkt. Es ist eine angenehme Erfrischung. Um mich weiter zu erholen, fahre ich am nächsten Tag sofort mit dem Bus 8 Stunden nach Huaraz. Man empfahl es mir, da man von dort aus gut wandern gehen kann. Super. In meiner Vorstellung, gehe ich am Morgen hier ein paar Stunden spazieren und am Nachmittag dort ein paar Stunden. Ohne Plan die Gegend erkunden. Wart ihr schonmal in den Bergen? Ich nur als Tagesausflug. Da stehe ich nun (mein Körper so schwach wie nie zuvor. Zu dem Schwindel und der Übelkeit gesellt sich jetzt noch eine Erkältung mit starkem Husten) auf 3.100 Metern Höhe und merke schnell, dass das nicht klug war. Meine Übelkeit verschlimmert sich, bedingt durch die Höhe, meinem Magen geht es auch nicht besser und ich bekomme jede Nacht Nasenbluten. Touren sind mir auch unmöglich, das alle „Wanderwege“ 1-3 Stunden Busfahrt entfernt sind und einen Tagesausflug von 05:00 Uhr bis 20:00 Uhr beinhalten. Unmöglich für mich. Also reise ich nach 3 Tagen wieder ab.
Lima
In Lima muss ich mich dann wirklich mal erholen. Nach einem Besuch im Krankenhaus und bewaffnet mit 1000 Medikamenten, buche ich mir ein Luxushotel. So ein Hotel hatte ich noch nie aber genau so etwas brauche ich jetzt. Ein riesiges Zimmer, ein riesiges Bett, Teppichboden, Zimmerservice und mein eigener Whirlpool. Dazu verfügt das Hotel über einen beheizten Pool und eine Sauna. Wow.
Damit ich nicht arm werde, hat der Spaß nach 4 Tagen sein Ende aber mein neues Airbnb im Stadtteil Barranco ist auch schön.
In Lima gibt es einiges zu tun. Ich besuche Museen und lerne einiges über die Inca. (Siehe Beitrag: 10 Dinge, die ich in Peru gelernt habe)
In Lima gibt es auch einen Katzenpark, in dem es super viele wilde Katzen gibt. Dort verbringe ich gerne Zeit und ansonsten warte ich nur auf meine Schwester.
Sie kommt mich besuchen und seit Wochen freuen wir uns beide auf das Wiedersehen nach 6 Monaten.
Kaum zu glauben, dass ich schon ein halbes Jahr unterwegs bin und ehrlich gesagt kommt es mir vor, wie 2 Wochen. Durch die ständige Verbindung über sozial Media und WhatsApp fühle ich mich gar nicht so weit weg von zuhause. Vielleicht schaffe ich es irgendwann mal, das Handy für einen Monat bei Seite zu legen…
Dann ist es endlich soweit. Der 14.08.22 ist da und ich verbringe den ganzen Tag damit zu warten, räume in der Wohnung alles auf und bereite alles vor, um meiner Schwester eine schöne Ankunft in Peru zu bereiten. Jede Stunde schaue ich online, ob das Flugzeug die 2 Stunden Verspätung vielleicht doch noch eingeholt hat (man kann ja nie wissen) und dann am Abend kann ich mir endlich ein Uber zum Flughafen bestellen. Es ist dunkel und es ist kalt. Meine Wintersachen habe ich schon in Brasilien verloren (Lisette bringt mir aber zum Glück eine neue Jacke mit). Noch eine Stunde bis zur Landung. In meiner Vorstellung verbrachte ich diese Stunde im Flughafen in einem Café oder beobachtete, wie Leute ankommen und abfliegen. In der Realität durfte man den Flughafen nur betreten, wenn man ein Ticket hatte. Also musste ich wohl oder übel draußen im Sturm warten und warten und warten. Eine gefühlte Ewigkeit verging bis endlich Leute aus dem Flug aus Amsterdam kamen und dann war sie plötzlich da. Sofort sind wir aufeinander zugeraunt und haben uns eine Ewigkeit umarmt. Es hat sich soooo unglaublich und so wundervoll angefühlt, dass nun wirklich meine Schwester hier am anderen Ende der Welt bei mir ist.
Schon auf dem Heimweg vom Flughafen zum Airbnb ist mir, durch Lisettes Erstaunen aufgefallen, wie viele Dinge für mich hier schon normal geworden sind. Es gibt keine Fahrbahnbegrenzungen. Und jeder fährt, wo und wie er möchte bzw. da, wo grade Platz ist. Hupen steht hier nicht, wie in Deutschland, für ein Warnsignal, sondern bedeutet einfach „aaachtung, ich bin auch noch hier. Übersieh mich bitte nicht“. Man hupt, wenn man überholt, wenn ein anderer einen übersehen hat, wenn man zuerst die Kreuzung überqueren möchte oder wenn man dem Fußgänger, der gerade die Straße überquert, mitteilen möchte, das man keine Rücksicht auf ihn nehmen wird. Gelegentlich bedeutet Hupen aber auch das genau Gegenteil. „Ich habe dich gesehen. Du kannst die Straße überqueren. Ich werde dich nicht überfahren“ oder es handelt sich um ein Taxi. Ob offizielles oder inoffizielles. Taxis Hupen hier ununterbrochen. Das Hupen hier ist also eine der wichtigsten Regeln im Straßenverkehr und auch mein Freund Juan, der in Lima lebt, bestätigt, dass schon viele Menschen im Straßenverkehr ums Leben gekommen sind, weil einer nicht gehupt hat…
Im Airbnb angekommen, beschließen wir noch eine Kleinigkeit zu essen. Es werden Yuka-Pommes und zum trinken einen Pisco Sour. Der ist im übrigen das Nationalgetränk in Peru.
Am Abend freue ich mich noch über all die Sachen, die ich von Mama, Freunden und meiner alten Arbeit aus Deutschland bekommen habe. Nette Briefe und Andenken, Süßigkeiten, Tee und die wärmsten selbst gestrickten Socken von meiner Mama. (Diese Socken und viele weitere wunderschöne selbst gewebte Textilien, könnt ihr übrigens bei ihr kaufen. Falls ihr keinen Kontakt habt, meldet euch bei mir. Ich liebe alle Dinge, die sie herstellt und das nicht nur, weil sie meine Mama ist!)
In den ersten Tagen schauen wir uns Lima an, sind natürlich auch im Katzenpark und genießen unsere Schwesternzeit. Ich fühle mich seitdem Lisette da ist, irgendwie wieder ein bisschen mehr zuhause. Es stimmt tatsächlich das Zuhause kein Ort ist, sondern zuhause sind Menschen.
Ich denke Lisette hat ihren ersten Kulturschock, als wir in Lima, im Stadtteil Gamarra sind. Gerade filmt sie noch die Müllberge unter den Brücken, erstaunt über die Zustände, als das Uber plötzlich anhält und der Fahrer sagt, wir hätten unser Ziel erreicht. Erinnerst Du Dich noch an die Zustände im Hafen in Iquitos? Ähnlich war es hier auch. Der Geruch (oder eher Gestank), so stark, dass man kaum Atmen kann. Überall wuseln Menschen, schreien, was sie verkaufen möchten entweder mit ihrer Stimme oder durch ein Megaphon. Dazu wird permanent gehupt. Dieser Ort ist ein einziges Chaos aus getrockneten Meerschweinchen und Schlangeneiern, beschwöhrerischen Schamanen und Räucherstäbchen. Nike Sportwahren neben gewebten Stoffen, Gemüseständen und Tuk-Tuks. Straßenhunde und Obdachlose. Die Polizei tritt hier nur in Gruppen auf, schwer bewaffnet und geschützt durch Ganzkörperprotektoren. Mittendrin ein Massagesalon. Die Umgebung so laut, dass man beinahe schreien muss, um sich zu verständigen und immer wieder wird man angesprochen, ob man nicht ein Bonbon von einem 4 jährigen Kind in schmutziger Kleidung kaufen möchte. Mülleimer gibt es nicht. Alles landet auf der Straße.
Um wieder zur Wohnung zu kommen müssen wir zuerst ein Tuk-Tuk nehmen, um in einen anderen Stadtteil zu kommen, denn hier fährt freiwillig kein Uber hin.
Um dann ein Uber zu rufen, möchte ich mein Guthaben auf dem Handy aufladen, was leider nicht möglich ist, denn in der Shoppingmall herrscht Feueralarm. Zum Glück gibt uns jemand einen hotspot.
Am Abend fallen wir, nach einer Dusche, todmüde ins Bett.
Paracas
Mit dem Bus geht es am nächsten Morgen über die Panamericana, durch die Wüstenlandschaft Perus, weiter richtung Süden, nach Paracas. Die ganze Küste Perus scheint eine einzig große Wüste zu sein. Nachdem wir in Paracas unser Hostel bezogen haben, leihen wir uns in der Stadt einen Roller aus, um damit den Nationalpark zu erkunden. Es macht so viel Spaß nochmal zusammen zu fahren. Tiere sehen wir zwar weniger als erwartet (einen toten Seehund und lebendige Vögel) aber dafür beeindruckende Landschaften.
Als wir zum Mittagessen anhalten und noch nicht vom Roller abgestiegen sind, reden schon 2 Kellner pausenlos auf uns ein, wer das bessere Restaurant hat. Wir entscheiden uns für den Sympathischeren von beiden und essen, wie immer von Katzen unter dem Tisch begleitet, dieses Mal neben einer Pelikanfamilie, unser Mittagessen.
Am nächsten Tag gehts weiter. Morgens machen wir eine Bootstour. Sehen Delfine, Pelikane, Seelöwen, und Pinguine. Dazu noch das Hyroglyphenzeichen im Berg, von dem niemand weiß, wer es erstellt hat und was es bedeutet. Einige Menschen sind der Meinung, es ist Teil der Nascalinien, andere behaupten es sei älter.
Ich bin so glücklich, zum ersten Mal in meinem Leben Pinguine (in Freiheit) zu sehen.
Ica und Huacachina
Nach der Bootstour haben wir eine 2-stündige Busfahrt nach Ica. Dort geht es erstmal zu einem Weingut, auf dem Pisco hergestellt wird, welcher im Anschluss auch in ausgiebiger Menge probiert wird.
Nach einem Mittagessen besuchen wir noch einen Hexenpark, in dem man bezahlen soll, um Fotos mit Statuen zu machen…Ähm neee?
(Hiervon gibt es selbstverständlich keine Bilder).
Und dann gehts weiter mit dem Bus nach Huacachina. Eine Oase in der Wüste. Mit dem Buggy fahren wir mitten durch den Sand und rutschen mit einem Board die Hügel hinunter. Am Abend bestellen wir uns Pizza ins Hostel, denn wir sind so müde, dass wir keinen Schritt mehr laufen wollen.
Bevor unser Bus fährt, schauen wir uns noch den Friedhof an. Die Friedhöfe sehen hier ganz anders aus, als in Deutschland. Sie bestehen aus gefühlt 100 Mauern, in die die Särge geschoben wurden. Zum verschließen wird eine Art Fenster gebaut, hinter das die Angehörigen Grabbeigaben legen. Dinge, die die verstorbene Person gern getan oder gegessen hat. Finde ich persönlich eine sehr schöne Idee. Aber seht selbst:
Cusco und Machu Picchu
Am Abend fahren wir mit dem Bus nach Cusco. Ca 20 Stunden fahrt, unendlich viele Kurven und von 0 auf 3.400 Meter Höhe.
Ich sagte meiner Schwester, wenn man in Südamerika reist (und sei es nur für 2 Wochen) muss man mindestens einen Bus nehmen, der länger dauert als 15 Stunden. Irgendwie gehört das hier dazu.
Leider hatten wir für die Busfahrt nur Süßigkeiten eingepackt und als wir Hunger bekamen, war schnell schlechte Laune da. Das Carepaket vom Busunternehmen beinhaltete ein Sandwich, welches wie immer mit Fleisch belegt war (also nichts für uns) und so entschlossen wir uns, uns so lange zu unterhalten, bis wir müde sind und schlafen könnten. Als Lisette dann müde war und sagte „Ich glaube ich schlafe jetzt mal“, lehnte sie ihren Sitz in die Liegeposition zurück und original eine Sekunde später ging das Licht (im vorher dunkel Bus) an und Leute stiegen ein und aus. Ich musste lachen, obwohl es mir so leid tat für sie, dass diese Busfahrt so stressig war. Aber es gehört halt dazu. Manchmal hat man einfach Pech. Das vergisst man zum Glück wieder, sobald es einem besser geht.
Nach endlosen 20 Stunden Fahrt, aber auch schönen Aussichten in die Anden Perus waren wir in Cusco angekommen.
Wir spazierten durch die Stadt, aßen zu Mittag bei einer Tanzshow, auch hier wurde vegetarisches Essen bestellt und geliefert wurde gefüllte Paprika mit Fleisch. Oh man! 🤣
Die erste Nacht im gemischten Schlafsaal war sehr unruhig, weil mehrere Leute anreisten und gefühlt alle Menschen in unserem Zimmer krank waren.
Am nächsten Tag bekämpften wir erstmal unsere Symptome der Höhenkrankheit (Schwindel und Kopfschmerzen) mit Tabletten und Cocatee, um dann unseren Ausflug nach Aguas Calientes und Machu Picchu zu planen.
Machu Picchu, für die, die es nicht wissen, ist eines der 7 Weltwunder der moderne. Eine Ruinenstadt, die im 15. Jahrhundert, hoch in den Anden von den Inca erbaut und später verlassen wurde. Die Stadt zählt zu den 7 Weltwundern, weil die Gebäude aus einer super genauen Bauweise bestehen, die ohne Mörtel und Eisenwerkzeug, aus riesigen Steinbrocken, mehrere Erdbeben überstanden und an einem steilen Hang gebaut, noch heute in einem top Zustand ist. Typisch sind auch die astronomischen Ausrichtungen, der Gebäude und Fenster. (Mehr dazu in „10 Dinge, die ich in Peru gelernt habe“)
Um von Cusco aus nach Aguas Calientes und somit zum Machu Picchu zu kommen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Hier einmal die 2 häufigsten und meist genutzten:
Möglichkeit 1: Für Leute mit viel Zeit und wenig Geld
Von Cusco aus, fährt man morgens 8 Stunden mit dem Minivan nach Hidroelectrica und von dort aus läuft man 10KM neben den Bahnschienen entlang, bis man in Agaus Calientes ankommt. Dort holt man sich dann am Abend ein Ticket für den nächsten Tag und startet um 04:00 die Wanderung rauf zum Machu Picchu.
Möglichkeit 2: Für Leute, die wenig Zeit aber viel Geld haben (oder faul sind)
Von Cusco aus fährt man mit einem Sammeltaxi (2 Stunden lang) zu einem Bahnhof, von dem aus ein Zug (3 Stunden) nach Aguas Calientes fährt. Dort kauft man sich ein Eintrittsticket für Machu Picchu am nächsten Tag und fährt mit dem Bus den Berg hoch und wieder runter.
Natürlich kann man auch ab Cusco 4 Tage lang, auf dem Weg der Inca, direkt zum Machu Picchu laufen (was ich empfehlen würde, wenn man Zeit hat).
Nun dürft ihr raten, für welche der Möglichkeiten wir uns entschieden haben? … ?
Richtig, Möglichkeit 2. Erstens, aufgrund von Zeitmangel, zweitens aufgrund von Faulheit und drittens, aufgrund der Höhe. Das Schwindel und Kopfschmerzen dank der Tabletten verschwinden, bedeutet nämlich nicht, das man fitter ist. Für mich ist hier oben jeder Schritt anstrengender, als auf Meeresebene oder wie in Oberberg auf ca. 300 Metern.
Muss man denn das Ticket für Machu Picchu nicht Monate lang im Voraus buchen? Das habe ich auch gedacht und uns schonmal eines bei „getyourguide“ für 80€ p.P. gesichert. Ich denke es handelt sich hierbei um eine Marketingstrategie, den Leuten Druck zu machen. Es gibt Tickets. Immer. Einfach am Tag vorher in Aguas Calientes zum Hauptplatz gehen, sich dort in eine Liste eintragen und am nächsten morgen um 07:00 Uhr kann man sein Ticket abholen.
Diese ganze Planerei hat uns beinahe den ganzen Tag gekostet und am Abend saßen wir im Zug nach A.C. Der Zug verfügt sogar über Fenster im Dach, damit man die Berge und das tolle Panorama genießen kann. Wenn man allerdings, wie wir am Abend fährt, sieht man nichts, spart aber immerhin ein paar Euro, denn auch so kostet die 2 stündige Fahrt mehr als 100€.
Abends angekommen, haben wir uns in besagte Liste für die Tickets eingetragen. Um 22:00 Uhr schließt der Schalter, um 21:56 Uhr standen unsere Namen auf der Liste und ich konnte das blöde online gebuchte Ticket stornieren.
Am nächsten Morgen standen wir um 07:00 Uhr wieder auf dem Platz und warteten 2 Stunden, bis unsere Namen aufgerufen wurden und schon konnten wir ein Ticket für 30€ kaufen. Eintritt: ab 10:00 Uhr. Eine Stunde gewartet und dann eine WhatsApp vom englischsprachigen Guide bekommen, dass wir doch erst um 14:00 Uhr auf den Berg gehen. Na gut. Die Zeit in A.C. bekommt man gut rum. Die Stadt wirkt eher wie ein Freizeitpark. Überall sind Bänke und Cafés mit wartenden Menschen, es läuft Musik (oder wie an unserem Tag, Streiks) und wir schlugen die Zeit mit Kaffee und Postkarten schreiben tot.
Um 14:00 war es endlich soweit und es ging los. Am Bus wurden unsere Tickets kontrolliert und hier kann man auch einen Stempel in den Reisepass bekommen. Das wusste ich auch nicht, das sowas erlaubt ist.
Mit dem Bus gehts in die Berge, rechts, links, rechts, links und immer höher. Gott sei Dank, sind wir nicht die Treppen hier hoch gelaufen.
Bei Machu Picchu hatten wir den besten Guide der Welt. Er hat sich super viel Zeit genommen und uns alles erklärt und in seinem Buch anschaulich gemacht. Wirklich, wirklich erstaunlich, wie die Inca diese Stadt gebaut haben. Es macht mich bis heute noch sprachlos. Die Terrassen sind in bestimmten Winkeln angelegt, damit die Stadt nicht von dem steilen Felsen rutsch und erstmal die Genauigkeit und Bauweise der Gebäude. Wow. Mehr dazu in „10 Dinge, die ich in Peru gelernt habe“.
Mit dem Zug führen wir wieder nach Cusco zurück.
Cusco ist eine wunderschöne Stadt mit alten Gebäuden, die teilweise aus der Kolonialzeit und teilweise noch aus der Zeit der Inca entstammen. Es gibt super tolle Kaffees und Restaurants und ganz viele Märkte und natürlich auch Alpakas und Lamas zu sehen. Ein Tag bleibt uns hier noch. Wir kaufen ein, verhandeln die Preise und am Abend geht es zum Flughafen. Um nach Lima zu kommen haben wir aus Zeitgründen einen Flug gebucht. Wir sind etwas verwirrt, als der Kapitän nach der Landung verkündet: „Willkommen in Arequipa“. Ähm, hä? Ich dachte wir wollten nach Lima. 98% der Leute verlassen das Flugzeug aber nachdem ich gefragt habe, stellt sich heraus, dass Arequipa nur ein Zwischenstopp ist und das Flugzeug nach dem Boarding der neuen Passagiere, wieder nach Lima fliegt.
Lima
In Lima feiern wir Lisettes Geburtstag am Abend vorher mit Cocktails. Der Cocktail „Machu Picchu“ passt am besten zu uns und ist super lecker. Er besteht aus Pisco Sour, Orangensaft und Minze. Am Geburtstag selber gibts natürlich Kuchen zum Frühstück und danach bummeln wir in der Stadt herum und kaufen auf Märkten Souvenirs, wundervolle Decken und Tischläufer für Lisette. Wir gehen in den letzten beiden Tagen am Meer spazieren und auf bunte Märkte, fahren mit dem Tuk-Tuk auf den Berg einer Favela und genießen einfach die Zeit. Die letzten Tage waren super ereignisreich aber auch anstrengend.
Und dann ist er da. Der 27. August und es heißt wieder Abschied nehmen auf unbestimmte Zeit. Der Koffer wird gepackt. Einer setzt sich drauf, der andere versucht ihn zu verschließen. Zur Sicherheit kommt noch ein Kilo Klebeband drum herum und dann machen wir uns auf den Weg zum Flughafen. Ich kann es gar nicht glauben, dass die Zeit zusammen jetzt schon vorbei ist und der Abschied fällt mir schwer. Ein letztes Mal drücken, ein Auf-Wiedersehen-Winken. „Bis bald.“
Wann das sein wird, weiß ich nicht.
Auf dem Rückweg zum Hotel bin ich in Gedanken und kämpfe mit den Tränen. Ich bin so dankbar und glücklich für dass, was ich hier erleben darf aber mir wird bewusst, wie weit weg ich von den lieben Menschen zuhause bin und wie sehr ich sie alle vermisse und vor allem wie unglaublich wichtig sie mir sind.
Das Airbnb ist irgendwie zu ruhig alleine. Ich finde noch ein Haargummi hier von Lisette und eine Creme da und alles gewinnt auf einmal an so viel mehr Wert.
Mancora
Sofort am nächsten Tag verlasse ich Lima. Ich möchte, dass diese Stadt in einer schönen Erinnerung an unsere Schwesternzeit bleibt. Gestern Abend habe ich mich noch mit Guy getroffen (mit dem ich auf dem Amazonas und in Manaus schon zusammen gereist bin) und bevor mein Bus fährt, treffe ich mich noch mit einem Freund aus Lima. Juan stellt Kaffee her und ich schaue mir an, wie er von der Schale befreit wird. Auch mit Maschinen ist es mehr Arbeit, als ich dachte. Am Nachmittag bringt Juan mich zum Bus und dann gehts weiter Richtung Norden von Peru und ans Meer.
Mancora ist ein schöner kleiner Ort mit Hostels am Strand. Wenn das Wetter wärmer ist, kann man hier auch surfen. Leider ist es im Moment zu kalt, um ins Meer zu gehen aber ich verbringe ein paar Tage hier, gehe am Strand reiten, schwimme mit Schildkröten (im Hostel gibt es auch frei lebende große Schildkröten) und in der Nacht kann man Pferde in der Stadt herum laufen sehen. Nach einer Woche, nachdem auch Guy in Mancora angekommen ist, beschließen wir beide zusammen nach Guayaquil in Ecuador zu fahren und somit Peru gemeinsam zu verlassen, weil wir auch gemeinsam eingereist sind.
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