Hola aus Spanien
Was ich vor meiner Weltreise auf jeden Fall noch üben musste waren zwei Dinge:
1) spanisch sprechen
2) in einem Hostel (über-)leben
Los ging es mit dem Flieger ab Köln und schon nahm das Chaos seinen Lauf: Wie immer hatte ich die Zeit am Flughafen knapp berechnet und als ich mein Gate erreichte, war der Flug bereits beim Boarding. "Für eine Flasche Wasser wird die Zeit wohl noch reichen" dachte ich mir, kaufte ein Wasser und nahm leider die falsche Tür auf dem Weg zurück zum Gate- den Ausgang! Oh Mist. Es gab kein Zurück mehr. Beim Versuch, die Tür trotzdem zu öffnen, erschrillte ein Alarm und ich musste wohl oder übel noch einmal durch den ganzen Flughafen RENNEN, nochmal durch die Sicherheitskontrolle, was die Mitarbeiter auffällig fanden und daraufhin erstmal meine Papiere kontrollieren wollten. Habe mich dann vorgedrängelt und bin zum Glück - zwar als letzte- aber noch rechtzeitig, ins Flugzeug gesprintet. Nach zwei Stunden Flugzeit endlich wieder ein anderes Land unter den Füßen zu spüren, war ein tolles Gefühl. Gemütlich habe ich mich erstmal ins Wlan des Flughafens eingeloggt, um in Ruhe nach einem Zug oder Bus zu meinem Hotel in der Stadt Vitoria-Gasteiz zu suchen. Nach 10 Minuten habe ich dann festgestellt: Nichts. Kein Zug, Kein Bus. Also entschied ich mich für ein Taxi. Leider hatte ich die Entscheidung alleine- also ohne ein Taxi getroffen und als ich aus dem Flughafen raus kam, war ich weit und breit der einzigste Mensch. Es fehlte noch ein Wüstenstroh, was zu meinen Füßen über den leeren Parkplatz gerollt wäre, um die Verlassenheit des Flughafens perfekt zu beschrieben. Da stand ich... für ca. 15 Minuten, hoffnungsvoll, in Urlaubsstimmung, mit meinem Rucksack wartend auf ein Taxi... und keines kam. Als ich mich dann im Flughafen informieren wollte, sah es da nicht besser aus.
Alles war verlassen. Zum Glück fand ich bald einen Mitarbeiter, der eben noch meine Einreisedokumente kontrolliert hatte, und ein bisschen Englisch konnte. Er erzählte mir: "Also an diesem Flughafen kommt nur ein Flugzeug am Tag und sobald dieses gelandet ist, machen alle Feierabend" Na Gott sei Dank war ich nicht noch auf Toilette, sonst wäre ich vermutlich dort eingeschlossen worden. Der Mann sagte ich hätte nur die Option zum Hotel zu laufen oder er könne mich in seinem Auto mitnehmen. Die Entscheidung zwischen einem Fußmarsch von 2 Stunden inklusive Autobahn oder der Mitfahrgelegenheit des Flughafenmitarbeiters, fiel mir nicht schwer: 5 Minuten später brausten wir in seinem Auto zu spanischer Musik über die Autobahn und nach weiteren 10 Minuten war ich am Hotel.
Am nächsten Morgen, ging es mit dem Bus nach Bilbao, wo ich meine ersten Spanischkenntnisse anwenden musste, weil der Busfahrer kein Englisch konnte und auch die anderen Passagiere im Bus, die ich fragen wollte, ob es in Bilbao nur eine Bushaltestelle gibt und ob der Bus direkt dahin fährt, konnten auch nur Spanisch. "¿Esta es solo una estación de la autobus en Bilbao?" Man hat sich kurz beraten, mich dann offensichtlich verstanden und meine Frage mit "Sí" beantwortet. Bilbao ist eine schöne aber sehr moderne Stadt. Viele Spanier, die im Süden des Landes leben, kommen im Sommer in den Norden, um der Hitze zu entfliehen. Das war es, was ich gerade nicht wollte. Ich war auf der Suche nach Hitze, Sonne, Meer und Strand und die ersten beiden Dinge konnte ich in Bilbao nicht finden. Dafür aber meine erste Hostelerfahrung in einem coolen Kapselhostel namens "Optimi Rooms". Ich habe mich schneller an das Teilen eines Schlafzimmers und eines Badezimmers gewöhnt, als ich dachte. Hier ein paar Eindrücke für euch:
und noch einige Eindrücke von der Stadt Bilbao? Bitte:
Ok... schnell in den Süden! Dachte ich mir. Schnell ist aber in Spanien nicht. In Spanien laufen die Uhren generell erstmal langsamer und ich habe die Größe des Landes vorher total unterschätzt, von der Infrastruktur ganz zu schweigen (die war eine totale Katastrophe). Also wer von euch eine Rundreise durch Spanien machen möchte: Mietet Euch am besten ein Auto! Ich habe zum Glück einen Flug in die Stadt Sevilla gefunden und am nächsten Tag war ich im Sommer angekommen.
Sevilla begrüßte mich mit einem Bus, der vom Flughafen in die Stadt fuhr (Juhuuuu). Der Bus hatte geöffnete Fenster und auf der Fahrt in die Stadt schaute ich mir zwischen Palmen den lila Sonnenuntergang an, während mir der 30 Grad warme Abendwind um die Nase wehte (natürlich unterhalb der Maske :-)). 30 Minuten Fußweg zum Hostel, vorbei an Menschen in Restaurants, die bunte Cocktails trinken und zu spanischer Musik ihr Abendessen um 23 Uhr genießen. Straßen so eng, dass man an der Kreuzung warten muss, wenn ein Auto hindurch fährt, weil Mensch und Auto- beides passt nicht. In der Nacht kann ich nicht schlafen. Es ist zu heiß. Ich bin total glücklich. So fühlt sich Urlaub an! Zudem werde ich um 03:00 nachts von meiner mir noch unbekannten Zimmerpartnerin geweckt, die ins Bett geht. Ich habe sie leider nie kennen lernen können, weil sie abgereist ist, bevor ich aufgestanden bin. Mein Strandtuch hilft mir zu ein bisschen Privatsphäre beim schlafen und ich bin auch am nächsten Morgen begeistert von dem Hostel und den arabischen Einflüssen in die Architektur.
Die Sonne begleitet mich auch am nächsten Tag, an dem ich die Stadt Sevilla erkunde und alle möglichen Leute nach dem Weg frage, nur um mein Spanisch zu verbessern und ins Gespräch zu kommen und ich stelle fest: Eine Frage nach dem Weg zu stellen, ist die eine Sache. Die Antwort zu verstehen, eine ganz andere. Da ich aber kein Ziel habe, ist es egal und ich gehe einfach durch die Gegend und genieße die Hitze und die Zeit die ich habe. Beobachte Menschen und Tiere, teile mit einer Taube meinen Kuchen und winke den freundlichen Polizisten auf ihren Pferden zu. Ein toller Tag!
Für den nächsten Morgen habe ich ein Busticket nach Conil de la Frontera gekauft. Conil ist eine kleine Stadt am Atlantischen Ozean im Andalusischen Spanien. Das hat mir eine nette Frau empfohlen, die ich beim Frühstück auf der Dachterrasse im Hostel kennen lernen durfte.
Und Reisen heißt bei mir wie immer Chaos: Auf dem Ticket stand "Estación de la autobus Sevilla" also: Busbahnhof von Sevilla. Ich also zum Busbahnhof, an dem ich auch vom Flughafen aus angekommen bin.
Ich sehe keinen Reisebus. Aber zum Glück einen Polizisten. "Hola. ¿Hablas inglés?" (Hallo. Sprichst du englisch?) "Ufff...no" ist seine Antwort, aber das kenne ich ja schon von den anderen Menschen in Spanien, also versuche ich es auf Spanisch: "¿Esta es la estación de la autobus a la conil, aqui?" (ist das hier der Busbahnhof für den Bus nach Conil?) Neee, natürlich nicht. Er schüttelt den Kopf. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Der Polizist zeigt mir auf Google Maps wo ich hin muss und ich stelle fest: Jetzt aber schnell. Sonst verpasse ich den einzigen Bus für heute (Ich sag´s ja: super Infrastruktur...Nicht).
Am Busbahnhof angekommen, steht mein Bus schon bereit. Ich renne hin, zeige dem Fahrer mein Ticket, will schnell in den Bus aber der Fahrer sagt: "Nein, dieses Ticket ist für den 30. Juli" - "und heute ist der?" frage ich schockiert. Wie das so ist im Urlaub. Das Jahr weiß ich. Aber den Rest? Keine Ahnung! "Heute ist der 29. Juli" OH MIST. Er sagt ich solle versuchen, das Ticket an der Information vorne zu tauschen. Ansonsten kann er mich nicht mitnehmen. Ich schmeiße also meinen Rucksack vor den Bus, damit der Busfahrer nicht losfahren kann, ohne über meinen Rucksack zu fahren- und gehe davon aus, dass würde er nicht tun- und renne zur Info, wo ich zum Glück eine nette Dame am Schalter finde, die Englisch kann und mir kurzer Hand mit dem Kuli ein anderes Datum auf mein Ticket schreibt... super, dass hätte ich auch geschafft. Wieder zurück zum Bus gerannt, meinen Rucksack unten rein geschmissen und dann kann der Busfahrer endlich- nachdem er mein Ticket jetzt akzeptiert hat, los fahren.
Conil de la Frontera empfängt mich mit weißen Häusern und einem Blick aufs Meer. Ich finde mein Hostel schnell und im Zimmer erwartet mich ein Mädel aus Österreich, ein Mann aus Deutschland, ein Mann aus Peru und einer aus New York City. Und ne menge Chaos. Bilder möchte ich Euch an der Stelle ersparen. Ich habe mich sofort wohl gefühlt und wir haben erstmal unsere Reiseerfahrungen ausgetauscht. Die nette Einladung des New Yorkers zum Abendessen auszugehen, habe ich abgelehnt. Ich wollte zum Strand. Wollte mich in den warmen Sand setzen und endlich im Meer schwimmen gehen. Als ich nach 10 Minuten den Strand erreichte, war ich pünktlich zum Sonnenuntergang.
Ach, wie wundervoll. Das Wasser war etwas kühl aber ich habe es dennoch genossen und auch die nächsten Tage nicht besonders viel anderes getan. Da ich eigentlich nur 2 oder 3 Tage in Conil bleiben wollte, war ich zu geizig mir einen Sonnenschirm für 15€ zu kaufen und dachte: "Ach, mit ein bisschen Sonnencreme (LSF 30) werde ich das schon aushalten. Wenn ich viel im Meer bin und mich regelmäßig wende, wird das schon klappen" Meine Haut war da anderer Meinung und bestrafte meine Naivität mit einem Sonnenbrand der mich 3 Tage und Nächte nicht schlafen und sitzen ließ. Wer kennt es nicht, das Gefühl von schmerzender verbrannter Haut, die in der Nacht ein Peeling von den Sandkörnern, die irgendwie doch im Bett gelandet sind, bekommt. Herrlich!
Mein nächstes Hostel war wieder eines dieser "Kapselhostels" und ich kann mich auch hier nicht über die Sauberkeit beschweren. Es hat mich in der Tat etwas verwundert, dass niemand auch nur irgendwann mal einen Coronatest machen musste aber ich hatte mir das ganze Hostelleben irgendwie schlimmer vorgestellt. So war ich schön entspannt und ich genoss meine Zeit im wunderschönen Conil und verbrachte einige Tage mit meinem neuen Bekannten und Zimmergenossen Mirko (wohnhaft in Madrid), der sogar einen Sonnenschirm hatte, den er gerne mit mir teilte :-) Am Abend sind wir um 23 Uhr zusammen Essen gegangen und er hat mir spanische Spezialitäten gezeigt und mir die Kultur und Lebensart noch etwas näher gebracht. Danach hatten wir Spaß in der Bimmelbahn durch die Stadt zu fahren und auf dem Kinderspielplatz die Gewinne abzusahnen. Alles war perfekt...
... bis zu dem Tag, an dem ich etwas falsches gegessen habe. Einen Kuchen, der etwas merkwürdig schmeckte, bis ich feststellte, dass er schon schimmelige Fäden hatte. Wäre ich nicht grade in der Stadt unterwegs gewesen, ich wäre zum Klo gerannt und hätte dafür gesorgt, dass der Kuchen meinen Magen schnell wieder verlässt. War aber nicht. Also wurde mir total schlecht und zum ersten Mal fühlte ich mich mega unwohl im Hostel und wollte einfach nur meine Ruhe haben. Ein Hotel war schnell gefunden, kam mir mit 100€ pro Nacht aber teuer zu stehen. Egal. Nach zwei Tagen war Gott sei Dank alles wieder in Ordnung.
Mit Tränen in den Augen verließ ich diese wunderschöne Stadt nach 7 Tagen und einer Menge neuen Erfahrungen. Siehe: 8 Dinge, die ich in Spanien gelernt habe (wixsite.com)
Wie durch ein Wunder fand ich in Conil sofort den Busbahnhof, den richtigen Bus und mein Ticket hatte sogar das richtige Datum. Die Busfahrt nahm einen Zeitraum von 4 Stunden ein und innerhalb dieses Zeitraums hatte ich den Atlantischen Ozean verlassen und das Mittelmeer erreicht. 2 Meere in einem Urlaub, das habe ich bis jetzt auch noch nicht erlebt. In Malaga erwartete mich die Geräuschkulisse einer Großstadt und zwischen drin Papageien, die in den Palmen saßen und dann war es mir, nachdem eine kleine Eidechse meinen Weg kreuzte, wieder einmal klar, warum ich Reisen so liebe:
Es ist das Neue, was mich reizt und fasziniert. Die neuen Geräusche der Natur oder auch die der Stadt. Die anderen Polizeisirenen, die anderen Geräusche, die die Ampeln machen, die (für mich) ungewöhnlichen Tiere. Ich meine Papageien? In Palmen? In der Großstadt? Wow! Die andere Sprache die mich umgibt und die ich jeden Tag ein bisschen besser zu verstehen und zu sprechen lerne. Die Gerüche: Es riecht nach Salz im Meer, nach Fischen, die am Strand am offenen Feuer gebraten werden und es riecht auch sehr oft nach Müll und Dreck. Auch das gehört leider dazu. Malaga ist für mich eine Stadt voller Überraschungen. Dort habe ich den schönsten Kreisverkehr, welcher aus einem riesigen Baum bestand gefunden, eine Stierkampfarena aus dem Jahre 1876 steht noch stolz mitten in der Stadt. Umgeben von modernen Hochhäusern.
Und als ich mich im Park auf eine Bank setze, schaue ich nach oben und stelle verblüfft fest, dass ALLE Bäume in diesem Park Zitronenbäume sind. Phantastisch! In Malaga bleiben mir leider nur zwei Tage. Was ich an den beiden Tagen esse, ist klar: Sardinen. Frisch gegrillt von dem Mann der am Strand steht und in seinem Boot, die in groben Salz eingelegten Sardinen neben dem Feuer grillt. Dazu ein Glas Weißwein und einen Tisch unter einem Sonnenschirm aus Stroh, direkt am Stand, mit den Füßen im Sand. Am nächsten Tag freuen sich die Kellner und der Sardinengriller, das ich wieder da bin und lange alleine bleibe ich auch nicht. Ich treffe eine nette Gruppe bestehend aus Spaniern, Indern und Deutschen und zusammen verbringen wir einen sehr lustigen Abend.
Am nächsten Morgen ging mein Flug.
Hostel habe ich in diesem Urlaub auf jeden Fall gelernt und für nicht so schlimm befunden, wie ich gedacht hatte. Die Taxifahrt zum Flughafen war meine "Abschlussprüfung" in Sachen Spanisch Kurs. Der Taxifahrer und ich hatten eine nette Unterhaltung und ich habe tatsächlich alles von ihm verstanden und er hat mich auch ohne Probleme verstehen können. Ich bin so glücklich, als ich im Flieger sitze. Bis ich wieder verreise dauert es nicht mehr lang und jetzt bin ich wirklich bereit für meine Weltreise!
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